GESCHICHTEN ERZÄHLEN!


Wer gute Fotos oder Filme machen will, muss etwas erzählen

Natürlich kann man heute qualitativ gute Fotos schießen – die Kamera erledigt im Automatik-Modus alles und der Finger muss nur noch „knips!“ machen. Facebook und Footageportale stecken voller handwerklich (!) exzellenter Bilder. Aber! Wenn einem der nötige Blick fehlt oder das Foto im falschen Moment entsteht, kannst Du das Bild oder die Szene wegwerfen. Ganz einfach. Auch Scheider macht viele Fotos für den digitalen Papierkorb. Doch als Filmemacher und Fotoknipser hat sich in all den Jahren ein besonderer Blick geschärft. Und ich hoffe, man sieht das…;-)

SCHEIDER ALS BILDERMACHER


Manchmal muss es schnell gehen. Manchmal musst Du eine Stunde auf den Moment warten. Und nach wenigen Sekunden ist er vorbei. So ist das mit dem Filmen und Fotografieren in der freien Wildbahn. Im Idealfall passt dann alles zusammen: Dein Standpunkt, das Licht, der Gesichtsausdruck, die Komposition des Bildes. Das gelingt freilich nicht immer, aber wer gute Bilder machen will, sollte ein Gespür für Geschichten & Optik entwickeln. Keine Hexerei übrigens.

Das kleine Mädchen von Sirmione: Das Bild kurbelt sofort unsere Fantasie an. Träumt sie von draußen? Ist sie gefangen? Will sie mitspielen?
Wenn Du in einem alten RIVA-Boot auf dem Gardasee schipperst, schaukeln Dich die Wellen ja auch ein paar Jahrzehnte zurück. Und genau das muss ein Bild ausdrücken. Hier durch Farbe und Look. Genau, ein bisschen vergilbt, leichter Rotstich, Kodak-mäßig eben.
Ok, man sieht nicht viel – aber genau das regt ja die grauen Zellen so wunderbar an. Hier ein schauriges Frösteln in einem Tunnel, den die Nazis einst graben ließen. Kälte, Härte und Dunkelheit springen direkt in die Seele über. Jedes Blitzlicht hätte diese Szenerie kaputtgemacht.
Oh ja, die Skyline von Boston in der Morgensonne. Hübsch anzusehen. Aber unser Interesse wandert ganz woanders hin: Dieses kleine Boot vor den mächtigen Häusern – wohin fährt es wohl? Was macht sein Besitzer so früh auf den Beinen? Und ohne das Schiffchen könnten wir das Foto unter „langweilig hübsch“ abhaken.
Komponiere das Bild! Der Mensch in der Mitte – plötzlich klein und machtlos – durch die mächtigen Stämme links und rechts.
Auge zu Auge: Hier beginnt erstmal unsere Kommunikation. Über den Blick. Und fängt sich unser Auge mit einem anderen, entsteht eine Beziehung. Was denkt sie wohl über uns? Das Verhüllte wird plötzlich zu einem Entdeckungsort für unsere Vorstellungen.
Nicht die harmonisch-horizontalen Linien wühlen uns auf, sondern das Schräge mitten durchs Bild. Nicht der lupenrein blaue Himmel kitzelt uns, sondern ein wildes Wolkenspiel.
Das Kehlsteinhaus im perfekten Licht! Schönes Wetter, ja, aber mit Wolken, Schatten und Trutzburg-Charakter. Noch schöner hätte mir aber ein übles Regenwetter gefallen. Dann allerdings wäre ich nicht dort hoch gegangen…
Fotos schaffen Räume. Hier im wahrsten Sinne des Wortes: Mit einer 3D-Kamera entsteht ein räumliches Bild, dessen Rot- und Cyan-Kanal im Gehirn (mit Hilfe einer Brille) Tiefe bekommt.

FOTO-GALERIE