Wahldampf!

Das Superwahljahr 2009 endet mit einem Paukenschlag: Die Bundestagswahl. Und kurz vor der Prognose um 18 Uhr am 27. September kann niemand genau sagen, wo die Reise hingeht. Das Wort „Überhangmandate“ macht die Runde. Doch dann geht es rasende schnell. 18 Uhr. Ein paar Zahlen. Und wir haben schwarzgelb. Auch ohne Überhänger. Huch, das ging aber zackig. Von wegen – ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Deutschland hat sich schnell und schnörkellos entschieden.

Studio klar? Kurz vor 17 Uhr ist der Boden nochmal gewienert und die Crew geht auf den Posten.
Sieben Stunden: Scheider versucht, den Kopf freizuräumen. In den nächsten sieben Stunden gehts drunter & drüber.

Startschuss!

Punkt 17.30 Uhr legen wir los. Unser Mann in Berlin Peter Mezger und Scheider in München. Zahlenjongleur Andreas Bachmann wetzt schon mal die Tastatur für die Prognosen um 18 Uhr.

Guten Abend! Peter Mezger und Stefan Scheider gehen auf Sendung – und eröffnen die Wahl-Arenen in München und Berlin.

Graffiti: Auf der Video-Wall bauen sich sechs von zwölf Außenstellen auf. Und überall wartet ein Reporter auf seinen Auftritt.
Birgit und Willy: Birgit meldet sich aus dem Willy-Brandt-Haus der SPD in Berlin. Sie schmunzelt kurz – und berichtet dann aber von Stille und langen Gesichtern im SPD-Hauptquartier. So wenig haben die Sozialdemokraten in der Nachkriegsgeschichte noch nie eingefahren.
Über… was? Andreas und Stefan rollen das Stichwort „Überhangmandat“ nochmal auf. Denn jeder sagt: Diese zusätzlichen Sitze entscheiden heute die Wahl.
Wumm! Von wegen, knapp und spannend. Die Prognose um 18 Uhr meiselt die Wahl in Stein: Deutschland wird schwarzgelb. Auch ohne Überhangmandate. Wir machen große Augen… © Infratest Dimap | ARD Grafik
Superstar: Karl-Theodor von und zu Guttenberg meldet sich aus seinem Basislager in Kulmbach. Er ist der neue Stimmkreis-Champion: Kein Politiker in Deutschland hat in seinem Wahlkreis mehr geholt als er – mit über 68 Prozent!
Sorgenkind Bayern: Die 18-Uhr-Prognose für Bayern bestätigt zwar schwarzgelb – sorgt aber für tiefe Stirnfalten bei der CSU. 41 Prozent? Schlechter als bei der Landtagswahl 2008, bei der es zwei Rücktritte gab? Zahlen, die für viel Diskussionsstoff sorgen… © Infratest Dimap | ARD Grafik
Nachgehakt: Sofort fangen wir Reaktionen und Emotionen an allen zwölf Außenstellen ein.
Studiohitze: Langsam wirds heiß im blauen Raumschiff.
Analyse: Scheider baut (auf) den Politikforscher.
Fels in der Brandung: Mit sonorer Stimme ordnet Professor Werner Weidenfeld die Zahlen ein.
Schalten & Walten: Kaum hat der Professor die letzte Silbe gesprochen, düsen wir in alle bayerischen Parteizentralen, nach Nürnberg und nach Berlin.

Was macht die Stimme? Vor zwei Tagen hat unser Zahlenmann Andreas keinen Ton mehr herausgebracht („Ich habe meine Stimme abgegeben!“). Jetzt ist die Stimme wieder da und bringt die Zahlen locker auf den Bildschirm.
Wir sind bereit! Politik-Expertin Alexandra und ihr Kollege Stefan liefern uns wertvolle Infos zu. Wer hat was gesagt? Wer hat wie reagiert?
Chat & Zwitscher: Richard und Steffi sortieren die Mails, Blogs und Twittereien. Schon wieder hat jemand (nicht von uns!) die Wahlergebnisse unerlaubt am Nachmittag in die Welt gezwitschert.
Gemütlicher Nachmittag: Michael und Peter sortieren die ersten Trendmeldungen aus dem Ticker.
N’abend allerseits: Erster Probelauf an der großen Video-Wall. Hier spielt die Musik!
Zahlen malen: Hochrechnungs-Guru Andreas Bachmann stellt die Zahlenpakete mit dem Infratest-Dimap-Team zusammen.
Hier! Auch Andreas pegelt sich ein – und macht erstmal ein Kreuzchen.

Geisterstunde

„Auf Wiedersehen!“ Als dieser Satz fällt und das Wahlsendungs-Team seinen Zuschauern leise servus sagt, steht der Uhrzeiger auf 0.45 Uhr. Sieben Stunden Live-Marathon liegen hinter uns. Müde? Von wegen. Alle Gladiatoren sind aufgedreht wie junge Wespen. Jetzt erstmal ein Gläschen Sekt.

Finito: Sendung gelaufen, Neonlicht an, Echo einhellig gut.

Schwarzgelb? Michl in der Lederhose diskutiert das neue Deutschland.
1:16 Uhr: Sekt korrekt und wilde Debatten.
Und? Wahlsendungs-Boss Stephan holt sich erste Stimmen von draußen. Lief doch alles gut, oder?
Abbau: Robby klemmt schon mal die Monitore ab, während das Team noch ein Gläschen Sekt zum Munde führt.
Die Fazit-Zieher: Matthias, Andreas, Stephan und Regisseur Luc verarbeiten sieben Stunden Live-Marathon.
Lichter aus: Kühles Neonlicht verwandelt unser schönes Wahlstudio in eine Halle mit Holzbauteilen… ;-)

ÜBERHANGMANDATE?

Ach, eigentlich ganz einfach. Jeder muss zwei Kreuzchen machen. Eines für eine Person („Erststimme“), eines für eine Partei („Zweitstimme“). Im Parlament verteilen sich die 598 Sitze ingesamt zur Hälfte auf die Erst- (299) und zur anderen Hälfte auf die Zweitstimme (299). So, dann schaut der Wahlleiter erstmal nach den Zweistimmen: Wieviel Prozent hat eine Partei bekommen? Danach errechnet er auch die Zahl der Sitze im Bundestag. Anschließend zählt man die Erststimmen durch – also die einzelnen Kandidaten der Partei. Wer in seinem Wahlkreis gewonnen hat, bekommt einen Platz im Bundestag (Direktmandat). Ein Beispiel: Die Partei STS kommt (laut Zweitstimmen) auf 10%. So stehen ihr also 30 Sitze zu (10% von 299). Gewinnt die Partei STS jedoch bei den Direktkandidaten in 35 Wahlkreisen (= 35 Sitze), dann hat sie 5 Überhangmandate erzielt. Nun muss der Bundestag 5 zusätzliche Sitze aufstellen (598 + 5).