Scheider ist eine Leseratte. Irgendein Schmöker ist immer in der Mache. Manchmal auch zwei, drei parallel. Gerne auf Papier – aber auch als eBook. In Büchern trainierst Du Dein Kopfkino. Dort lernst Du Sprache und Phantasie. Das Buch, immer ein wertvoller Wegbegleiter, um die Welt kennenzulernen! Und jetzt verrate ich noch, was ich so lese. Aber vorsicht bei den Risiken & Nebenwirkungen: Literaturprofis und Bestseller-Jäger könnten sich mit Grausen abwenden – denn Mainstream und Raritäten tummeln sich hier zusammen in einem Topf. Und da steckt Schräges, Verrücktes und auch einiges zum Weinen darin. Also, diese Bücher haben mich bewegt und verändert…

Bestseller-Listen irritieren mich immer. Ganz selten erwischt man ein gutes Buch aus den Hitparaden. Meistens sülziges Zeug. Aber das hier ist mal ein Wurf: Unheimliche Begegnungen am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Charming, ideenreich, überraschend. In einem Atemzug weggelesen!

Florian Illies: 1913. Der Sommer des Jahrhunderts. S. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-10-036801-0

Ich lese viel über den Holocaust. Will genauer wissen, was die Deutschen vor nicht allzu langer Zeit verbrochen haben. Rund 200 Werke zur Shoah liegen bereits hinter mir. Doch dieses Buch lässt mich verstummen und demütig werden. Der frühere Sonderkommando-Häftling Shlomo Venezia erzählt, was er in Auschwitz erlebt hat. Sonderkommando? So nannten die Nazis damals jene zwangsverpflichteten Häftlinge, die direkt an den Gaskammern und Krematorien arbeiten mussten. Nach wenigen Monaten mussten sie meist selbst ins Gas gehen. Ein direkter Blick in die Hölle also. Das Buch wird mich nie wieder loslassen. Ich empfehle es allen Leuten, die nur eine nebulöse Vorstellung vom Holocaust haben – oder gar zweifeln – oder endlich Gras darüber wachsen lassen wollen. Dieser Augenzeugenbericht ändert so ziemlich alles.

Shlomo Venezia, Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz – Das erste umfassende Zeugnis eines Überlebenden, Karl Blessing Verlag, München 2008, ISBN 9783896673657

Bin weder Bergsteiger noch Extremsportler. Aber die Achttausender lassen mich schon frieren und erstarren. Was für ein Abenteuer, im warmen Bettchen den Höllentrip in der Todeszone mitzuerleben. Für ein Bergsteigerbuch übrigens verdammt gut geschrieben – liest sich wie geschnitten Brot und hält immer die Spannung aufrecht. Sehr schade um den Mann, der 2017 ums Leben kam. Er ging stets mit Visionen und Abenteuerlust in die Berge. Manchmal auch draufgängerisch. Ich mag seine Abenteuer trotzdem.

8000+ Aufbruch in die Todeszone, Ueli Steck, unter Mitwirkung von Karin Steinbach: . Malik Verlag, München 2010. ISBN 978-3-89029-407-0

Leider bin ich kein Goethe-Kenner. Könnte aber einer werden – nach der Lektüre von Safranskis Werk. Quicklebendig geschrieben, mit vielen Goethe-Worten geschmückt und immer wieder höchst erstaunliche und amüsante Schilderungen. Scheiders kleine Zeitreise in die Goethe-Tage. Sehr empfehlenswerter Blick in die Seele eines Genies.

Rüdiger Safranski, Goethe – Das Kunstwerk des Lebens. Biografie, Carl Hanser Verlag, München 2013, ISBN 9783446235816

Nach der Verleihung des Literaturnobelpreises 2015 neugierig aufgeschlagen. Und nicht mehr weggelegt. Ein wichtiges Buch. Und die Autorin angenehm zurückgenommen – sie lässt andere erzählen. Das aber höchst fesselnd. Gleich danach auch alle ihre anderen Bücher geshoppt!

Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft. Aufbau, Berlin 2006, ISBN 3-7466-7023-3. Taschenbuchausgabe: Berlin-Verlag, 2006, ISBN 978-3-8333-0357-90

Huch, hä, was? Ja, auch ein Sachbuch findet sich hier. Und dieses inspiriert mich bis heute. Spannende Megatrends in einem Buch mit wunderbarer Haptik (Filz-Umschlag, geniales Design). Meine Bibel für die Welt von morgen..

To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt
Strategien | Werkzeuge | Geschäftsmodelle
Florian Pfeffer, Verlag Hermann Schmidt Mainz (24. April 2014), ISBN 978-3-87439-834-3

Ganz schön dick, das Buch. Über 1000 Seiten und als Hörbuch stolze zehn CDs. Aber jede Zeile lohnt. Hat mich sofort in die Bergwelt von Davos entführt – meinen Atem kurz gemacht (spielt unter Lungenkranken) – und meine Sprache entfesselt. An vielen Stellen sogar richtig witzig – auf jeden Fall aber ein Wortschatz, den es heute leider nicht mehr gibt, der aber auch heute noch keinen Millimeter Staub angesetzt hat. Holt es euch, kämpft euch durch – es bereichert so sehr!

Thomas Mann, Der Zauberberg. 18. Auflage. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt 1991, ISBN 3-596-29433-9

Ein kleines unscheinbares Büchlein für Schnellleser, für Romantiker, für Verliebte! Scheider ist mit diesem Buch „aufgewachsen“ – wollte es unbedingt verfilmen und hat es immer wieder und immer wieder gelesen. Schön, innig, traurig.

Christoph Meckel, Licht, Fischer Verlag, ISBN: 978-3-596-22100-4